25.11.2009

Wer hat's erfunden?!



Jürgen Dollase tobt. Der Gourmet-Beauftragte von F.A.Z. und Der Feinschmecker beklagte vor einigen Tagen, daß der Guide Michelin Deutschland in seiner neuen Ausgabe nicht noch ein weiteres, deutsches Restaurant - verdientermaßen - auf das 3-Sterne-Niveau gehoben hat. Ausgerechnet in Europas spannendster Lokalszene blieb also leider "alles beim Alten".

Das Unverständnis gilt u.a. auch der Bewertung des "Fischers Fritz" - Berlins bis dato einzigen 2-Sterne-Resto. Chef Christian Lohse hat das Restaurant des Hotels "The Regent" mittlerweile zu einer der meist-besprochenen deutschen Genuß-Adressen gemacht. Sein Erfolg wird indes eifersüchtig beobachtet: Noch vor kurzem diskutierte man im Magazin Der Feinschmecker, wessen Ursprungs eines der außergewöhnlichsten Gerichte vom "Fischers Fritz", die "Terrine von Gänsestopfleber und geräuchertem Aal", denn wohl sei… Wir sorgten für Gerechtigkeit mit einem Leserbrief, den das Hamburger Gourmet-Magazin dann auch druckte - und aus gegebenen Anlaß wiederholen wir es hier gerne noch einmal:


Es stimmt schon, daß die "Terrine von Gänsestopfleber und geräuchertem Aal" keine Erfindung von Christian Lohse ist, aber eben auch nicht von Joel Robuchon, wie jetzt in Der Feinschmecker fälschlich behauptet wurde. Robuchon bietet das Gericht zwar in all’ seinen "L’Atelier"-Restaurants weltweit an, machte aber auf unser Befragen keinen Hehl draus, daß dies eine Hommage an den eigentlichen Schöpfer dieser sensationellen Kreation ist: den Basken Martin Berasategui (Restaurant "Martin Berasategui" nahe San Sebastian).

Der spanischen Momente gibt es im "L’Atelier" ja überhaupt einige. Aber während man dort Berasateguis rustikal gehaltene Stopfleber-Aal-Terrine bis zum Klacks Schlagsahne originalgetreu „nachbaut“, ist Christian Lohses signature dish in Textur und Form ganz anders: Einerseits elegantes Pralinée im Stile der Mid-80s, andererseits verstörend schlicht wie der Monolith aus Kubricks „Odysee im Weltraum“ – kein Wunder, daß dieser Havelaal in Berlin jetzt in aller Munde ist.

Man sitzt wie im Mövenpick am Kröpcke, aber es schmeckt besser:
im L'Atelier von Joel Robuchon in Paris

Back to the roots: Christian Lohse hat einst in Schu's Restaurant im Schweizerhof gekocht. Wenn er jetzt nochmal nach Hannover kommt, wird gegrillt: Nebraska-Beef für die Gäste von Bäcker Jochen Gaues (unten) im Garten dessen Haus' im schönen Ledeburg.

21.11.2009

Guck' mal, wer da bloggt


Immer an der Leine - auch im Mama Shelter

Was haben Suzy Menkes (Fashion Editor der International Herald Tribune), Christopher Bailey (Chief Creative Officer von Burberry), Natalie Massenet (Gründerin und CEO von Net-à-Porter.com), Jochen Zeitz (CEO von PUMA), Tomas Maier (Creative Director von Bottega Veneta), Remo Ruffini (Chef und Creative Director von Moncler), Frida Giannini (Creative Director von Gucci), Alain Dominique Perrin (Chef von Richemont, d.h. Cartier u.a.) und Claudia Schiffer gemeinsam? Sie - und viele andere große Namen - trafen sich in der vergangenen Woche auf Einladung der International Herald Tribune in Berlin zu einer "Luxus-Konferenz". Daß diese im Hotel Ritz-Carlton stattfand, ist eine pikante Fußnote. Man darf nicht annehmen, daß ausgerechnet die polyglotten Konferenzteilnehmer den Bling-Bling-Charme der Herberge, die groteskerweise den Namen César Ritz' trägt, mit Luxus verwechselt haben.

Aber darum ging es ja auch gar nicht. Das Symposium sollte vielmehr Aufschluß bringen, was die Luxusindustrie künftig verkaufen kann, und vor allem: wie!? Nach zwei Tagen war eine Antwort auf die letzte Frage gefunden: Blogging, Twitter, Facebook!

"The Web, for Luxury brands, is not the future but the present", stellte Domenico Dolce unlängst klar. Bei den letzten Shows von Dolce e Gabbana war die erste Reihe nicht nur reserviert, sondern ausgestattet mit WLAN-Notebooks für Blogger wie Scott Schuman, Garance Doré und Thommy Ton. Die F.A.Z. hat am Donnerstag über die Luxus-Konferenz von Berlin berichtet. Den Artikel gibt's hier zum Download.