26.01.2010

Zu Gast... bei Norbert Schu ("Reif für die Insel")


Norbert Schu erzählt uns seit den 1980ern seine Geschichten.
Als es uns spanisch vorkam, hingen wir an seinen Lippen.

Eins muß man Norbert Schu, dem eloquenten Wirt von Die Insel, lassen: er, der wie kaum ein anderer seiner Zunft auch mal über den Tellerand guckt und als Entdecker kulinarischer Phänomene außerhalb der hannöverschen Stadtmauern umherzieht, er also war es, der schon vor vielen Jahren von einer geheimnisvollen Reise an die spanische Costa Brava berichtete - wir hingen damals an seinen Lippen... Vom El Bulli war da die Rede. Von einem Restaurant im Niemandsland, nur zu erreichen mit dem S.U.V. oder auf dem Seeweg. Wo die Servierkraft Anweisungen gibt, "wie" man ein Gericht zu verspeisen hätte. "Erst den Löffel ganz tief in das Glas hineistecken und dann die oberen Schichten..."

Norbert Schu gibt es immer noch. Auch er hat mittlerweile einen Sahnespender von Isi, mit dem "Espumas" gebaut werden. Ferran Adria, den Patron vom El Bulli (jahrelang immer wieder gewählt zum "World's Best Restaurant"), gibt es nicht mehr - zumindest ab 2012 und bis 2013 nicht. Jedenfalls nicht in dem legendären Restaurant, in dem die Molekularküche einst erfunden wurde. Der Meister will "vorübergehend" schließen. Eine Topnachricht für alle Agenturen und Tageszeitungen rund um die Welt. Wie für The Guardian (klick). Hasta la vista, Molekularküche? War alles nur eine sinnlose Übertreibung wie seinerzeit die lächerlichen Auswüchse einer Nouvelle Cusine? Schau'n mer mal... Aber auch in der Welt der Gourmandise gilt: Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.
Norbert Schu war unterdessen schon wieder unterwegs. In Südwestfrankreich. Bei Remy und Martine Pédreno. Um der schroffen Erde des Languedoc ein Spitzengewächs wie den Roc d'Anglade (100% Chenin Blanc) abzutrotzen, lebt das Winzerpaar in Bescheidenheit. „Sie geben alles nur für ihren Wein. Leben in einer kargen Hütte. Mir war so bitterkalt, denn der Ofen war kaputt!“. An der Demut seiner neuen Freunde sollten sich sich alle Gastronomen ein Beispiel nehmen: „Wahrhaftigkeit ist das Ziel!“. Wissen das seine Gäste denn auch zu schätzen? „Aber ja! Schau' mal, da oben im Regal stehen 20 leere Jahrgänge Romanée-Conti, 20 Jahrgänge Pétrus. Ich hab' sie nicht getrunken. Das waren unsere Gäste. Und warum? Weil es Spaß macht!“ Und welche Freuden der Tafel erwarten den Gast aktuell auf Schus Eiland? „Die große Schenkelparade!“ - Froschschenkel in drei Gängen serviert, auf Linsensalat, im Kresseschaum und gebacken mit Pommes Pont Neuf. “Wir kriegen zweimal in der Woche 3kg Froschschenkel aus Frankreich. Zum Vergleich: Christian Lohse in Berlin kriegt 30. Ist halt Hannover, aber wir bleiben trotzdem dran!“ Man glaubt es ihm aufs Wort.



Die Insel | Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 81 | Telefon (0511) 83 12 14

Dieser Text erschien zuerst im Blog "Gazzettino"

16.01.2010

Zu Gast... im Les Deux Magots


Winter in Paris. Ein sonniger Mittag im Januar. Lunch auf der Terrasse von "Les Deux Magots". Alle wollen nur das eine, das Tagesgericht: Den verführerischen kleinen Linsensalat mit einigen Scheiben Foie Gras (12,50 €). Es breitet sich unter dem legendär souveränen Servicepersonal sogar eine gewisse, gänzlich ungewohnte Hektik aus, weil die Küche offenbar nicht nachkommt. Geht etwa die Stopfleber zur Neige? Eigentlich undenkbar in Pariser Kühlschränken… Oder hat der Chef seine Linsen verloren?

Als nun noch obendrein auch wir das begehrte Schälchen (siehe Foto) ordern, verdreht der Kellner sogar kurz die Augen und muß erst durch eine scharfe Nachfrage nach seinem Befinden – abschtlich mit deutlich deutschem Akzent vorgetragen – wieder zur Räson gebracht werden. Aber warum die Aufregung? Schließlich wäre auch heute der Deux-Magots-Klassiker eine sichere Wahl: der “Saumon fumé de Norvège et toasts” (24,50 € - im Foto links) – ein Lachs von einer Güte, die demütig werden läßt.

Wir lassen uns jedenfalls beides servieren auf dem winzigen Outdoor-Tischchen vis-à-vis der Église Saint-Germain-des-Prés, die in der wärmenden Wintersonne glänzt. Unterdessen versteckt der “Voiturier” - auf deutsch: ein Auto-Weg-Parker für die Gäste des "Les Deux Magots" (Kosten: 8,00 €) - unseren Renault-Kangoo vor der Meute der eifrigen Pariser Politessinnen. Den praktischen Kastenwagen haben wir am Flughafen Orly geborgt von Regine Sixt.

Und so sitzen wir total glücklich zu Tisch. Denn heute bekommt das Auto mal kein “Knöllchen”, und wenn doch – es gehört ja gar nicht uns… So läßt es sich aushalten. In 75006 Paris!

06.01.2010

Zu Gast... im 11A


"Wer abends 'nochmal gemütlich auf 'ne Caipi' in die Kneipe gehen will, sollte unter Hausarrest gestellt werden.“ Christoph Elbert macht einen Punkt. Gegen Gin'n'Tonic - mit einer Gurkenscheibe - ist aber nichts einzuwenden. Den läßt uns der stärkste Wirt Hannovers ungefragt aber ausdrücklich servieren zu seiner „Terrine von Gänseleber und gepökelter Kalbszunge“ (Foto). Bahar setzt von rechts ein. Danke! 

Auch nach zwei Jahren ist das ungewöhnlichste unter den guten Restaurants Hannovers immer noch der Liebling der Saison. Vielleicht liegt's daran: Christoph und seine Partnerin Verena berufen sich auf die durchaus noble Historie ihrer heute so kultigen Location: „Genau hier war früher der Kräutergarten der Welfen!“, lassen die beiden wissen, „wir setzen nur fort, was Hannovers Könige begonnen haben.“

Der Duke of Linden mit einer Flache Wacholderschnaps

Dank Bahar und ihren Kolleginnen ißt im 11A das Auge immer mit

Am Küchengarten 11A, Tel. 5901111

Der Text erschien zuerst in Hannover Geht Aus, Ausgabe Herbst/Winter 2009/2010