Norbert Schu erzählt uns seit den 1980ern seine Geschichten.
Als es uns spanisch vorkam, hingen wir an seinen Lippen.
Als es uns spanisch vorkam, hingen wir an seinen Lippen.
Eins muß man Norbert Schu, dem eloquenten Wirt von Die Insel, lassen: er, der wie kaum ein anderer seiner Zunft auch mal über den Tellerand guckt und als Entdecker kulinarischer Phänomene außerhalb der hannöverschen Stadtmauern umherzieht, er also war es, der schon vor vielen Jahren von einer geheimnisvollen Reise an die spanische Costa Brava berichtete - wir hingen damals an seinen Lippen... Vom El Bulli war da die Rede. Von einem Restaurant im Niemandsland, nur zu erreichen mit dem S.U.V. oder auf dem Seeweg. Wo die Servierkraft Anweisungen gibt, "wie" man ein Gericht zu verspeisen hätte. "Erst den Löffel ganz tief in das Glas hineistecken und dann die oberen Schichten..."
Norbert Schu gibt es immer noch. Auch er hat mittlerweile einen Sahnespender von Isi, mit dem "Espumas" gebaut werden. Ferran Adria, den Patron vom El Bulli (jahrelang immer wieder gewählt zum "World's Best Restaurant"), gibt es nicht mehr - zumindest ab 2012 und bis 2013 nicht. Jedenfalls nicht in dem legendären Restaurant, in dem die Molekularküche einst erfunden wurde. Der Meister will "vorübergehend" schließen. Eine Topnachricht für alle Agenturen und Tageszeitungen rund um die Welt. Wie für The Guardian (klick). Hasta la vista, Molekularküche? War alles nur eine sinnlose Übertreibung wie seinerzeit die lächerlichen Auswüchse einer Nouvelle Cusine? Schau'n mer mal... Aber auch in der Welt der Gourmandise gilt: Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.
Norbert Schu war unterdessen schon wieder unterwegs. In Südwestfrankreich. Bei Remy und Martine Pédreno. Um der schroffen Erde des Languedoc ein Spitzengewächs wie den Roc d'Anglade (100% Chenin Blanc) abzutrotzen, lebt das Winzerpaar in Bescheidenheit. „Sie geben alles nur für ihren Wein. Leben in einer kargen Hütte. Mir war so bitterkalt, denn der Ofen war kaputt!“. An der Demut seiner neuen Freunde sollten sich sich alle Gastronomen ein Beispiel nehmen: „Wahrhaftigkeit ist das Ziel!“. Wissen das seine Gäste denn auch zu schätzen? „Aber ja! Schau' mal, da oben im Regal stehen 20 leere Jahrgänge Romanée-Conti, 20 Jahrgänge Pétrus. Ich hab' sie nicht getrunken. Das waren unsere Gäste. Und warum? Weil es Spaß macht!“ Und welche Freuden der Tafel erwarten den Gast aktuell auf Schus Eiland? „Die große Schenkelparade!“ - Froschschenkel in drei Gängen serviert, auf Linsensalat, im Kresseschaum und gebacken mit Pommes Pont Neuf. “Wir kriegen zweimal in der Woche 3kg Froschschenkel aus Frankreich. Zum Vergleich: Christian Lohse in Berlin kriegt 30. Ist halt Hannover, aber wir bleiben trotzdem dran!“ Man glaubt es ihm aufs Wort.
Die Insel | Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 81 | Telefon (0511) 83 12 14
Dieser Text erschien zuerst im Blog "Gazzettino"
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