#26 - "Pikante Gemüsesuppe mit Hühnerfleisch"
Zehn Jahre nachdem die Welt in Hannover zu Gast war, begann jetzt in China die EXPO 2010. Evelyn de Guzman-Bürger, die auf der EXPO 2000 ihre "Philippinischen Spezialitäten" im Themenpark "Ernährung" feil bot (auch dort in der charakterischen Bambushütte, die die Corporate Identity ihres Imbiß-Imperiums darstellt), schickte uns eine Email aus Schanghai, wo sie mit ihrem Gatten eine Woche lang die EXPO 2010 besucht.
Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute auch so nah liegt. In Hannover in der Hildesheimer Straße. Dort befindet sich das Restaurant Tai Pai, das älteste China-Lokal Hannovers, bereits 1963 eröffnet von einem gewissen Doktor Ma, als dieser schöne chinesische Nachname noch einen guten Ruf hatte, was sich erst änderte, als Regisseur Michael Cimino in der New Yorker Chinatown-Saga "Year of the Dragon" seiner Figur Ma ausgerechnet den Beinamen "White Powder" vorstellte, womit keinesfalls der Geschmacksverstärker Glutamat gemeint war.
In Doktor Mas Refugium prankte ein riesiges Gemälde der Schluchten des Jangste im Speisesaal, und das so erzeugte Lokalkolorit in Verbindung mit Kostbarkeiten wie "Geschnetzeltes Rindfleisch zweimal gebraten, nach Art des Hauses" (noch heute als Nummer 106 in der Karte) vermittelten dem Gast das beruhigende Gefühl, China jetzt so gut zu kennen, daß eine eigene Inaugenscheinnahme vor Ort nicht mehr nötig war.
Die Authentizität machte allerdings beim Personal halt: Die Ober Herr Lehmann und Herr Brakemeier servierten mit altdeutscher Akkuratesse und stilecht in weißen Kellnerjacken - stets kritisch beäugt vom kettenrauchenden Doktor Ma an Tisch 1.
Das Tai Pai ist eines der wertvollsten Erben, die uns die Lokalgeschichte hinterlassen hat. Es kongenial zu verwalten, ist der große Verdienst von Yat Kuen Chor, der hier vor Jahren eine neue Dynastie begründete und sicher stellt, daß das Tai Pai bleibt, was Doktor Ma einst schuf: Eine Oase des Genuß'. Generationen lernten als Kind hier die große weite kulinarische Welt kennen, so der Autor dieser Zeilen – sein Leibgericht: #26.
Tai Pai | Hildesheimer Str. 73 | Tel. 88 52 30
Daß wir heute Tsingtao Bier trinken, haben wir den Zulu zu verdanken. Zulu-Krieger fügten den Briten in der Schlacht bei Isandhlwana am 22. Januar 1879 eine verheerende Niederlage zu, die sogar Kaiser Wilhelm bestürzte. Allerdings sorgte er sich weniger um das Wohl der Engländer: bislang hatte man sich in Europa darauf verlassen, daß Großbritanniens Armee und Marine die Handelsflotten aller befreundeter Staaten schützen würde, aber nun war der Nimbus der britischen Unbesiegbarkeit im blutigen Sand Südafrikas versunken.
Das deutsche Reich beschloß, dem Welthandel nun selbst den notwendigen militärischen Rückhalt zu verschaffen und gründete u.a. den Marinestützpunkt in Tsingtao, auf deutsch: Qingdao. Bis 1914 stand Qingdao als Hauptstadt des „Deutschen Schutzgebiets Kiautschou“ unter deutscher Herrschaft. Aus dieser Zeit sind noch heute viele Bauten erhalten, so zum Beispiel die Brauerei, die deutsche Siedler hier sofort nach ihrer Ankunft errichtet hatten, um Bier nach deutschem Reinheitsgebot zu brauen. Die ehemals deutsche Brauerei ist nun ein weltweit agierendes Unternehmen und hat inzwischen Brauereien in ganz China, Teilen Asiens und Nordamerikas aufgebaut. Ihr Bier wird unter dem Namen Tsingtao weltweit vertrieben.
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